Column: Get out of fear!
von Gisela Degener
Was Sie jetzt lesen werden, hat generelle Gültigkeit und ist nicht nur in der sogenannten Coronakrise wichtig. Angeregt durch die Notwendigkeit, uns mehr über das Internet miteinander verknüpfen zu müssen, statt uns persönlich treffen zu können, möchte ich ab jetzt wöchentlich in der Art einer Kolumne eine Seite zum Thema „Raus aus der Angst durch Achtsamkeit und Meditation“ schreiben. Ich beginne jeweils mit ein wenig Theorie und entwickle dann ein aufeinander aufbauendes Übungsprogramm, dass Sie allein, zu zweit oder in der Familie oder WG üben können.
Inhalt:
Macht und Ohnmacht
Jeder Mensch hat in allen Lebenslagen weniger Angst, wenn er das Gefühl der Selbstwirksamkeit hat. D.h. wenn er sich nicht ohnmächtig fühlt, sondern etwas tun kann, handlungsfähig ist und dadurch einen Sachverhalt beeinflussen kann. Wenn sich eine Person gedanklich zu viel in Vergangenheit und Zukunft aufhält, verstärkt sie ihr Gefühl der Ohnmacht, da die Vergangenheit passé und nicht mehr beeinflussbar und die Zukunft allen Plänen zum Trotz nicht mess- und berechenbar ist.
Achtsamkeit und Meditation setzen darauf, dass das Verweilen in der Gegenwart, im gerade stattfindenden Moment, dem JETZT, Körper, Seele und Geist beruhigt und persönliche Kräfte freisetzt.
„Wer die Bilder hat, hat die Macht“ soll Albert Einstein einmal gesagt haben.
Die bildgebenden Verfahren der Neurophysiologie belegen, dass Bilder unser Gehirn aktivieren, dazu passende Neuronen und Hormone auszuschütten, und unseren Körper und unsere Psyche beeinflussen. Angsteinflößende Bilder versetzen unser Nervensystem durch Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin in einen Stresszustand und reduzieren unsere Bewusstseinsfähigkeit, unsere Hirnkapazität ist heruntergefahren. Entspannung fördernde Bilder beruhigen den Vagusnerv, schützen durch entsprechende Hormone unsere Zellen und bewahren unser Denkvermögen.
Um die umfassende Wirkung der Meditation mit aufeinanderfolgenden Übungen kennenzulernen, möchte ich mit zwei Basiselementen beginnen:
Sitz und Atmung
Beim Stichwort Meditation haben die meisten Menschen sogleich Bilder von Yogis mit kunstvoll ineinander verknoteten Beinen, die Hände zu einem Mudra geformt, in kerzengerader Haltung auf dem nackten Boden, in tiefer Versenkung sitzend, vor Augen. Damit wird eine Kultur und weltanschauliche Ausrichtung assoziiert, mit der wir uns nur schwer identifizieren können. Aber weder letzteres, die spirituelle Ausrichtung, noch ersteres, der bestimmte Sitz, ist notwendig, um in den Genuss der vielfältigen Wirkung von Meditation zu kommen, die in den nachfolgenden Kapiteln nach und nach erschlossen wird.
„Sie/er ist ganz außer sich!“ sagt man, wenn ein Mensch, durch welchen Anreiz auch immer völlig „aufgelöst“ erscheint, nicht mehr „vernünftig“ reagiert. Wir sprachen in den vorherigen Kapiteln bereits über die Macht der Bilder auf unser Körper-Seele-Geist-System. Auch Gesten, Worte, Musik, Gerüche, Blicke…. alle von außen auf uns einwirkenden Trigger lösen etwas in uns aus.