Mittwoch, 15. Mai 2013

Gerhard Kiehm hat als Geschäftsführer des Studentenwerks Oldenburg soziales und nachhaltiges Handeln in den Mittelpunkt gestellt.


Gerhard Kiehm war seiner Zeit stets einige Schritte voraus: Im Jahre 2013 diskutiert die deutsche Politik über die Vereinbarkeit von Karriere und Familie – die erste Kinderkrippe richtete das Studentenwerk 1983 ein. Gentrifizierung und Mietwucher in Groß- und Universitätsstädten werden aktuell beklagt – in Kiehms Amtszeit verfünffachte sich die Anzahl der Wohnanlagen. Und während Bio und Nachhaltigkeit erst heute so richtig en vogue sind, verankerte Kiehm diese Prinzipien bereits vor 30 Jahren in den Mensen. Beharrlichkeit und unkonventionelles Engagement zeichneten sein Wirken im Studentenwerk Oldenburg aus.


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Gut gelaunt: Gerhard Kiehm auf der Feier zu seiner Verabschiedung am 15. Mai.

Studentenwerke haben die Aufgabe, Studierende in allen Bereichen, die nicht unmittelbar mit dem akademischen Gebiet zusammenhängen, zu fördern. Was benötigt eine Studentin, ein Student neben einem Platz im Hörsaal und einer gut ausgestatteten Bibliothek, um heute erfolgreich durchs Studium zu gehen? Gerhard Kiehm hat in den 32 Jahren, in denen er das Studentenwerk Oldenburg leitete, nie aufgehört, sich diese Frage zu stellen. Besonders im Blick hatte Kiehm dabei jene Gruppen, die unter erschwerten Bedingungen studierten: Sei es, weil sie wenig Geld zur Verfügung hatten, oder weil sie aus einem – wie man heute sagen würde – bildungsfernen Elternhaus stammten und somit mehr Unterstützung bei der Gestaltung ihres Studiums benötigten. Entsprechende Beratungsangebote, so erkannte der gebürtige Bremer früh, tragen unmittelbar zur Chancengleichheit im Bildungsbereich bei. Der Aufbau der umfassenden Beratungsabteilung bildete deshalb einen Schwerpunkt in Kiehms Arbeit. Im Zentrum stand dabei zunächst die Psychosoziale Beratungsstelle (PSB), deren speziell ausgebildete MitarbeiterInnen als Ansprechpartner sowohl bei studienbezogenen als auch privaten Problem fungieren. In Oldenburg wurde die PSB als gemeinsame Einrichtung von Universität und Hochschule bereits 1982 eingerichtet und war somit eine der ersten Einrichtungen dieser Art in Deutschland. Heute betreibt das Studentenwerk Oldenburg zudem eine Studienfinanzierungs- und eine Sozialberatung sowie eine Beratung für Studierende mit Behinderungen oder chronischen Krankheiten.

Schwerpunkte Kinderbetreuung und Wohnen

Auch für junge Eltern ist ein Studium eine besondere Herausforderung. Ihre Unterstützung schrieb sich das Studentenwerk unter Kiehms Leitung ebenfalls früh auf die Fahnen: Die erste Kinderbetreuungseinrichtung, die heutige Kinderkrippe Huntemannstraße, öffnete 1986 ihre Türen. Nach wie vor ist es ein zentrales Ziel des Studentenwerks, das Studieren mit Kind(ern) zu ermöglichen: Die neuste Kita wurde erst im April 2013 in Wilhelmshaven eröffnet. Heute belegt das Studentenwerk Oldenburg bei der Zahl der Betreuungsplätze im Verhältnis zur Studierendenzahl – der sogenannten Betreuungsquote – Platz 1 unter allen deutschen Studentenwerken. Auch dies ist ein Verdienst des früh aufgenommenen und ausdauernden Einsatzes von Gerhard Kiehm.
Dass Gerhard Kiehm bei seinem Engagement für Studierende auch bereit war, Lösungen jenseits der üblichen Wege zu suchen, zeigt das Beispiel der Pferdemarktkaserne: Das 1882 erbaute, denkmalgeschützte Gebäude konnte nach langen und zähen Verhandlungen für das studentische Wohnen gewonnen werden. Seit 1994 sind dort rund 300 Studierende zu Hause.

Ökologie als Selbstverständlichkeit

Bei all dem ließ sich Kiehm von einem Konzept leiten, das Anfang der 1980er Jahre wohl nur Insidern ein Begriff war: der Nachhaltigkeit. So bot die Mensa Uhlhornsweg bereits ab 1983 ein sogenanntes „Alternativessen“ an, das vorwiegend Bio-Produkte verwendete und ohne Fleisch auskam. Die konsequente Fortführung des ökologischen Denkens lässt sich auch heute noch am besten in den gastronomischen Angeboten des Studentenwerks zeigen: Seit 2004 tragen alle Mensen und Cafeterien das staatliche Bio-Siegel; Fleisch von Rind, Lamm und Schwein kommt seit 15 Jahren nur auf die Teller der Studierenden, wenn es von „Neuland“-Höfen stammt. Und das Grundnahrungsmittel der Studierenden, der Kaffee, ist seit beinahe 30 Jahren ausschließlich aus fairem Handel.
Nachhaltig – so hat Gerhard Kiehm in gut drei Jahrzehnten als Geschäftsführer nicht nur das Studentenwerk Oldenburg geprägt: Auch an den Hochschulstandorten Oldenburg, Emden, Wilhelmshaven und Elsfleth hat sein Einsatz bleibende Veränderungen bewirkt. Kiehms Grundsatz, die Bedürfnisse der Studierenden stets in den Mittelpunkt zu stellen, wird auch in Zukunft die Arbeit des Studentenwerks Oldenburg leiten.

     
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